Montag, 14. April 2014
Der Faschismus-Vorwurf gegen Koran und Islam
Zunächst mal vorneweg gebe ich zu bedenken, dass - ähnlich wie unser Grundgesetz - auch das Papier des Koran geduldig ist, und Gesetze und Regeln nur so wirksam, also tödlich oder lebendig sein können, wie es Menschen gibt, die sie befolgen und für sie kämpfen. So wenig wie man Deutschland anhand seines guten GrundGesetzes positiv beurteilen kann, so wenig kann man wohl die Muslime anhand des Koran abqualifizieren.
Der Islam ist eine Weltreligion die von den Muslimen überall anders gelebt wird, je nach lokaler Tradition. Auch in den christlichen Religionen gibt es grosse Unterschiede, wie zB die katholische sog. BefreiungsTheologie in Süd-Amerika, die häufig in Konflikt mit dem Vatikan und überhaupt der christlichen Religion geriet. Im Islam gibt es schon ganz früh eine Aufteilung der Glaubensrichtung in Sunniten und Schiiten - was doch recht demokratisch anmutet. Und es gibt keine strenge Hierarchie mit einem Diktator (Papst), wie in der katholischen Kirche.
Die geschriebenen Regeln und Gesetze der ersten deutschen Demokratie, also der Weimarer Republik, waren vermutlich gut und schön, aber sie wurden vom ganz praktischen, real existierenden Nazi-Faschismus im eigenen Land niedergetrampelt und die guten Bücher verbrannt. Vermutlich gilt das auch umgekehrt: Ein faschistisches Buch hat keine Chance auf ein breites Echo, wenn es auf zufriedene, innerlich gefestigte Menschen trifft. Also mehr noch als vermeintlich oder tatsächlich faschistoide Bücher zu verdammen und gute Gesetze in den Himmel zu heben, gilt es faschistische Verhältnisse zu verhindern und zu beseitigen. Wenn ich beispielsweise das deutsche Medizin-Unwesen als faschistisch bezeichne, dann wegen ganz konkreter Praktiken, nicht irgendwelcher Theorien.
Nach meinem Verständnis von Faschismus ist der nur möglich in Kombination mit Technik. Also das Römische Reich und andere Kaiserreiche war nicht deswegen nicht faschistisch, weil die Regenten so human waren, sondern weil es nicht die moderne HighTech gab. Deutschland wurde meiner Auffassung nach deswegen faschistisch, weil das deutsche Volk nicht fähig war, mit der modernen Technik adäquat, also human umzugehen - es hat Technik-Kriterien gnadenlos-dumm auch auf Menschen angewendet.
Die islamische Welt ist bei weitem nicht so durchtechnisiert wie die westliche, was nach meiner Auffassung schon allein einen islamischen Faschismus verhindert oder zumindest bremst und mildert! Kennt jemand einen islamischen Staat, der als faschistisch eingestuft wird, wie eine der vielen christlichen, westlichen faschistischen Diktaturen (Franco-Regime, Mussolini-Diktatur, Nazi-Deutschland, Griechenland, Portugal, Pinochet-Chile, Argentinien) ? Falls Saudi-Arabien, so werden die mit deutscher Überwachungs- und Waffen-HighTec hochgerüstet.
Der o.g. Islam-Kritiker vergleicht übrigens mit dem Koran ein öffentlich zugängliches Werk. Auch das heilige Zentrum des Islam, die Stadt Mekka mit der Kaaba, sind im Prinzip öffentlich und werden im Fernehen gezeigt. Hingegen der Westen wird von geheimen Kräften nach geheimen Regeln hinter den Kulissen beherrscht! Im Westen gilt: Nichts ist wie es scheint! Alles ist Lüge! Die öffentlich sichtbare Wirklichkeit ist nur Fassade! Und weil grundsätzlich gilt: Die geheime Ordnung ist mächtiger als die öffentliche!, darum ist ein Vergleich des Islam bzw Koran nur mit der öffentlich sichtbaren Welt des Westens ein schiefer, falscher Vergleich, der zu falschen Schlüssen führt. Nicht der Islam und der Koran sind faschistisch, sondern die Wirklichkeit des Westens ist es! Nicht wenige Kenner bezeichnen den Westen als "sanften Faschismus". Denn Faschismus hat nicht per se die monströse Gestalt eines Nazi-Faschismus mit öffentlich sichtbaren Massen-Deportationen und Holocaust.
Die Aufteilung der Welt in Gut und Böse ist doch auch bei uns im christlichen Westen Realität. Oder vielmehr sortiert der Westen die Welt und die Menschen in "nützlich" und "nutzlos". Ist das besser, menschlicher? Es war das Kriterium schon der Nazis.
Hingegen jeder der nach bestimmten moralischen, ethischen Kriterien und staatlichen Gesetzen lebt, gilt als gut, wer Gesetze und Regel übertritt, gilt als schlecht oder böse - also Beckenbauer gut, Hoeneß böse; Merkel gut, Putin böse; Veganer gut, Fleischesser böse; Öko und Bio gut, KiK und Amazon böse; Dünnsein gut, Dicksein böse. christl. Westen gut, Islam böse. Masstab dafür sind für die einen die Bibel, und für die anderen die Medien; und für noch andere noch andere Regeln. So penetrant wie unsere Medien ständig alles und jeden in gut und böse einteilen, so aufdringlich und zwingend können die Muslime in ihrem Alltag gar nicht sein, allein schon weil sie technisch und medial viel "schlechter" versorgt sind als der christliche, reiche Westen.
Was den Vorwurf der angestrebten Weltherrschaft des Islam anbelangt, kann man eigentlich nur noch fassungslos den Kopf schütteln. Die Christen des Westens haben sich mit ihrer Religion, ihren Lügen und Waffen durch sämtliche Epochen gemetzelt und sich über den gesamten Globus ausgebreitet, wie Schimmpelpilze über einen Apfel, ganz gemäss ihres biblischen Auftrags: Macht euch die Erde untertan! Die ganze Welt spricht Englisch, nicht Arabisch; überall regiert westliche Kultur und Technik, hingegen die Muslime und insbesondere die Taliban sitzen in ihren Moscheen und Koranschulen auf dem Fussboden, beten fünfmal am Tag und lassen Mohammed und Allah gute Männer sein, und diese Menschen wollen angeblich den ganzen Globus erobern. Mit ihren Gebetsketten, Vollbärten und westlichen Waffen in ihren nackten Händen? Wann fangen die mit der Welteroberung an? Der christliche Westen hat einen jahrtausende währenden Vorsprung. Wenn es nicht so traurig infam und dumm wäre, wäre es lächerlich!
Bei Hamed Abdel Samad frage ich mich, ob der einfach nur scharf auf die Medien-Kohle und Promminenz der von ihm selbst so benannten TalkShow-Industrie ist, oder / und ob er im Geheimauftrag deutscher Ärzte, Militärs und Geheimdienste agiert, die ihren realen Faschismus hinter einem Vorwurf gegen den Islam verstecken wollen.