Mittwoch, 14. März 2018

Angewiesenheit auf Lebensmittelspenden eine Scham für Deutschland


Waren werden zum Teil an der Nachfrage vorbei produziert und angeboten; anderseits kann verderbliche Ware nicht gekauft werden, weil die Läden geschlossen sind – aber Obst, Gemüse Backwaren, Frischfisch und anderes machen keine Nacht- oder Sonntagsruhe, sondern altern und verderben, weil sie nicht angeboten werden können.
Wer in meinem Beitrag ein Plädoyer für die totale Aufhebung sämtlicher Ladenschlusszeiten sieht, dem mangelt es an Phantasie.

Bei Aldi-Nord wird im Kühlregal diverser verpackter Fisch angeboten, auch der angeblich so überfischte und edle Thunfisch als Steak. Immer wieder werden diese Fischpackungen zu reduziertem Preis angeboten, weil die Haltbarkeit kurz vor dem Ablauf steht. Kürzlich waren in einem Aldimarkt rund zehn Packungen Thunfischsteak verbilligt im Angebot, weil ihr MHD in wenigen Tagen ablief. Fast alle diese Edel-Steaks zeigten schon Anzeichen von Verderb, hatten schwarze oder grünliche Verfärbungen, wirkten matschig. Trotz stark verbilligtem Angebot zeigte niemand Interesse an diesem eigentlich edlen, teuren Fisch. Nach dem Ablauf des MHD hätte man diesen schon Tage vorher verdorben wirkenden Fisch unmöglich noch an Unterschichtler verteilen können – also wurde er wohl an Schweine verfüttert oder kompostiert.
Das ist ein Problem unserer Angebotswirtschaft – man berechnet mutmaßliche Bedarfe und macht entsprechende Angebote. Aber wenn die Sachen doch nicht gekauft werden und verderben, macht man Verluste. Daraus folgt oft, dass die Produkte entweder aus billigsten Zutaten produziert oder zu übertrieben hohen Preisen angeboten werden, wie etwa Brot und Brötchen, um die finanziellen Verluste bei Rückläufen erträglich zu halten.

Früher hat man aus der Natur nur das und soviel genommen, was und wieviel man (ver)brauchte. Später auf den Märkten und in den Tante Emmaläden mussten viele verderbliche Produkte vorher von den Kunden bestellt werden, nur haltbare Ware wurde auf Vorrat angeboten.
Warum kehrt man nicht verstärkt zu solch einem Bestellwesen zurück?

Ich selbst hätte zwar mindestens einen Vorbehalt dagegen, aber der könnte ausgeräumt werden. Inakzeptabel wäre es wenn ich Dinge des täglichen Lebens nur noch durch Preisgabe meiner Personalien bestellen und kaufen könnte. Aber man könnte Bestellungen auch ohne Personalienangabe abwickeln, mit einer Bestellvorgangs- bzw Abholnummer und die Verbindlichkeit wird hergestellt indem man gleich be- oder anzahlt.
Ein anderes Problem wäre die Behinderung von Spontanität wenn zuviele Alltagsprodukte nur noch durch Bestellung zu bekommen wären. Aber das ist wohl nicht zu erwarten.

Denkbar wäre auch die gesammelte Anbietung verderblicher Ware an zentralen Stellen in einer Stadt rund um die Uhr und sieben Tage die Woche – quasi ein ausschliesslicher Frische-Markt im Stadtzentrum, der nie geschlossen hat.
Anstatt sich über Lebensmittelverschwendung und tote Innenstädte zu beklagen und die einfache Bevölkerung zu beschuldigen, könnte man im Stadtkern einen solchen immer geöffneten zentralen Frische-Markt einrichten.